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Vorkenntnisse erheben

Für den Ablauf einer Lehrveranstaltung spielt es eine große Rolle, mit welchen Vorkenntnissen die Studierenden in die Veranstaltung kommen. Der Lernerfolg hängt u. a. davon ab, wie gut Studierende neue Inhalte mit schon gefestigten Kenntnissen verknüpfen können. Bei Lehrveranstaltungen, in denen Sie einen heterogenen Wissensstand erwarten – zum Beispiel in Veranstaltungen, die vorwiegend von Studierenden des ersten Semesters besucht werden – ist die Erhebung der Vorkenntnisse besonders wichtig.
In einer digitalen Lehrveranstaltung haben Sie nicht immer die Möglichkeit, sich ad hoc ein Bild über die Vorkenntnisse Ihrer Studierenden zu machen, besonders wenn das Format asynchron ist. Deshalb ist es wichtig, diesen Schritt von vorn herein systematisch einzuplanen.

Inhaltliche Vorüberlegungen

Zunächst sollten Sie klären, welche Aspekte bei der Erhebung von Vorkenntnissen für Sie relevant sind.

  • Machen Sie sich klar, welche Informationen Sie hinsichtlich der Vorkenntnisse und Vorerfahrungen Ihrer Studierenden benötigen. Gerade bei Studienanfänger*innen spielen nicht nur fachspezifische Aspekte eine Rolle.
  • Eine Frage könnte sein, ob die Studierenden die für Ihre Veranstaltung notwenigen wissenschaftlichen Arbeitstechniken und Methoden beherrschen, um zu eruieren, ob diese wiederholt oder eingeführt werden sollen.
  • Für Studierende in virtuellen Lerngruppen kann es hilfreich sein, die unterschiedlichen Wissensstände ihrer Kommiliton*innen zu kennen.

Vorklärung der Rahmenbedingungen

Achten Sie bei der Erhebung von Vorkenntnissen darauf, dass sie unbenotet und nach Möglichkeit anonym ist. Machen Sie dies den Studierenden transparent. Die Studierenden sollen sich frei und unbefangen äußern können. Die folgenden Methoden sind Beispiele. Passen Sie den konkreten Arbeitsauftrag Ihrem Anliegen entsprechend an.

Umsetzungsszenarien

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Beispielszenarien, die sowohl per Mail/Speicherwolke (Szenario 1), in Moodle (Szenario 2) oder im Rahmen einer Videokonferenz (Szenario 3) eingesetzt werden können. Bitte nutzen Sie bei der Kommunikation sensibler Daten ausschließlich auf dem Server der Universität Leipzig gehostete Kanäle.

Szenario 1: Mail & Speicherwolke

Mini-Fragebogen in Form eines One-Minute-Papers

  • Beispielaufgabe: „Beantworten Sie kurz und knapp die folgenden beiden Fragen: 1. Was wissen Sie bereits über das Thema der Lehrveranstaltung? 2. Was ist die zentrale Frage, deren Klärung Sie in der Lehrveranstaltung erwarten?
  • In der Regel wird ein One-Minute-Paper am Ende oder während einer Lehrveranstaltung eingesetzt, um die Studierenden zur Reflexion anzuhalten und Einblick in Ihren Lernfortschritt zu bekommen. Es eignet sich aber auch, um den Wissenstand vor einer Veranstaltung zu erfragen. Passen Sie Ihre Fragen entsprechend an. Ein One-Minute-Paper kann zu diesem Zweck auch eine längere Bearbeitungszeit als eine Minute haben, Sie sollten aber klarmachen, dass kurze und prägnante Antworten erwartet werden.

Test als formative Erhebung

  • Sie können komplexere Aufgaben einsetzen, um die Vorkenntnisse der Studierenden zu erheben. Formulieren Sie ausgehend von den für Sie relevanten Aspekten Fragen oder Aufgaben.
  • Entscheiden Sie, wie viel Zeit die Studierenden für die einzelnen Fragen und den gesamten Test aufwenden sollen. Kommunizieren Sie diese Vorgaben.
  • Der Test sollte nicht benotet werden.

Aufgabe der/des Lehrenden

  • Wählen Sie eine Methode aus.
  • Wählen Sie einen Kanal für den Rücklauf: per E-Mail an Sie oder als Datei-Upload in einen mit den Studierenden geteilten Ordner in der Speicherwolke.
  • Lassen Sie die Methode den Studierenden mit einem klaren Arbeitsauftrag und Informationen zum Rücklauf (Kanal, Dateiformat) und einer Deadline zukommen.
  • Kommunizieren Sie das Ziel und den Rahmen dieses Arbeitsauftrags.
  • Werten Sie die eingegangenen Rückmeldungen aus, vergleichen Sie die Rückmeldungen der Studierenden untereinander und mit Ihren eigenen Erwartungen.
  • Passen Sie ggf. Ihre Lehrinhalte an.
  • Stellen Sie im Lehrmaterial ggf. Bezüge zum erhobenen Vorwissen her.

Szenario 2: Moodle

In Moodle stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten, so genannte „Aktivitäten“ zur Verfügung. Sie sind hier mit den entsprechenden Anleitungen verlinkt.

  • Abstimmung: Legen Sie Fragen an, bei denen Studierende aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten auswählen. Geeignet als eine Art Gruppenbarometer zu Wissensfragen, (methodischen) Vorerfahrungen oder zu grundsätzlichem Konzeptverständnis. Für große Gruppen geeignet.
  • Aufgabe: Studierende können Arbeitsaufträge im Texteditor bearbeiten oder ihre Antworten als Datei einreichen, Lehrende direkt in Moodle Feedback geben. Die Abgaben sind nur für den/die Lehrende*n sichtbar.
  • Test: Verschiedene Fragetypen generieren, um den Wissensstand vor der Einführung in ein Thema, auch im Sinne eines Selbsttests für Studierende zu erheben. Bitte darauf hinweisen, dass dieser Test nicht benotet wird.
  • Befragung: Die Aktivität „Befragung" ermöglicht es Ihnen Fragebögen mit verschiedenen Fragetypen zu erstellen. Im Gegensatz zum Test sind hier offene Fragen (Freitextfelder) möglich, die eine beschreibende oder erläuternde Antwort benötigen. Als Vorlage können Sie unter „Inhaltsoptionen“ das One-Minute-Paper nutzen
  • Moodle Overflow: Moodle Overflow ermöglicht es den Studierenden, Fragen zu stellen, auf die andere Studierende antworten können. Es besteht die Möglichkeit, dass Studierende die von anderen gegebenen Antworten bewerten können, sodass die zutreffendste oder hilfreichste Antwort ausgezeichnet wird.
  • Podcast: Eindrücke zu verschiedenen Themen und Vorerfahrungen können als Audiodateien aufgezeichnet und veröffentlicht werden.
  • StudentQuiz:Studierende legen ein Quiz an mit Inhalten, die Ihnen zum Thema bereits bekannt sind oder mit solchen, über die sie gerne mehr erfahren wollen. Sie können sich damit auch (gruppenweise) gegenseitig befragen. Ergebnisse und Erfahrungen können anschließend z. B. in einem Forum besprochen werden.

Szenario 3: Videokonferenz

  • Grundsätzlich sind bei Onlinekonferenzen die unter Szenario 1 und 2 erwähnten Methoden und Tools in Vorbereitung auf die Veranstaltung einsetzbar. So können beispielsweise im Vorfeld erhobene Vorkenntnisse in der Videokonferenz besprochen werden.
  • Zusätzlich bieten die meisten Onlinekonferenztools (BigBlueButton und Zoom in jedem Falle) integrierte Abstimmungstools. Diese können Sie nutzen um Umfragen und Quizze durchzuführen. Entsprechende Funktionen in BBB erläutern wir in der Knowledge Base unter „BigBlueButton“.

Aufgabe der/des Lehrenden

  • Wählen Sie eine Methode aus.
  • Wählen Sie ggf. einen Kanal für den Rücklauf: per E-Mail an Sie, als Datei-Upload in einen mit den Studierenden geteilten Ordner in der Speicherwolke oder in Videokonferenzen z. B. über geteilte Notizen oder in einem externen Kooperationstool.
  • Kommunizieren Sie das Ziel und den Rahmen dieses Arbeitsauftrags.
  • Werten Sie die eingegangenen Rückmeldungen aus, vergleichen Sie die Rückmeldungen der Studierenden untereinander und mit Ihren eigenen Erwartungen.
  • Kommunizieren Sie Ihren Umgang mit den Rückmeldungen an die Studierenden.
  • Passen Sie ggf. Ihre Lehrinhalte an.
  • Stellen Sie im Lehrmaterial ggf. Bezüge zum erhobenen Vorwissen her.